Unsere Geschichte
Die Geschichte und Tradition der Musikkapelle Feldthurns
Eine Reise durch die Jahrhunderte unserer Musikkapelle

Anfänge
Die ältesten Dokumente stammen schon aus den Jahren 1509, dann 1544, 1560 und 1561 und berichten von Chorsängern, die auszogen, um Geld für ihren Verein zu "ersingen". Zu den Chorsängern gesellten sich Schritt für Schritt Musikanten, welche die kirchlichen Feierlichkeiten mitgestalteten – es entwickelte sich die Kirchenmusikgesellschaft. Die Instrumente zu jener Zeit waren zumeist im Besitz der Kirche, wie aus den verschiedenen Inventarlisten des Pfarrarchives ersichtlich ist. Seit wann bei außerkirchlichen Feierlichkeiten und Unterhaltungen in Feldthurns eine von der Kirche unabhängige Musikgruppe und in welcher instrumentalen Besetzung im Ort aufgetreten ist, ist nur schwer zu beantworten.

Der Aufschwung
Die erste schriftliche Nachricht aus dem Jahre 1803, wonach neun Musikanten von der Gemeinde je 30 Kreuzer für eine nicht näher bezeichnetet Dienstleistung erhalten haben, kann wohl in die Richtung einer bereits existierenden, außerhalb der Kirche operierenden kleinen Musikgruppe verstanden werden. Somit ist 1803 der wohl älteste, bekannte Hinweis auf die Existenz einer Musikkapelle, nicht aber das Gründungsjahr! In der Folge gibt es noch einige weitere spärliche Berichte zur Existenz einer Musikkapelle aus dem 19. Jahrhundert. Die musikalischen Leiter waren zu jener Zeit meist die Dorflehrer, die die musikalische Führung des Chores und der Musikkapelle innehatten. Bekanntester aus der Reihe war wohl Johann Marzoner.

Er übersiedelte 1867 von Barbian nach Feldthurns, übernahm die Kapelle und leitete sie fast 3 Jahrzehnte. Am 27. September 1896 beteiligte er sich mit seiner Kapelle neben weiteren 69 Kapellen am großen Festzug in Bozen zur Erinnerung an die vor 100 Jahren erfolgte Weihe an das Herz-Jesu. Marzoner soll dabei großes Lob erhalten haben. Zudem war die Teilnahme am Festumzug wohl ein Beweis dafür, dass man vor öffentlichen Auftritten dieser Größenordnung nicht zurückschreckte.

Entwicklung und Tradition
Nach Marzoner übernahm Lehrer Josef Plattner aus Ötz im Ötztal die Kapelle. Plattner schrieb eifrig Noten und sorgte auch für Nachwuchs an Musikanten. Auf ihn folgten 1910 Lehrer Josef Pfaffstaller und 1912 dann Lehrer C. Piffrader, der aber 1915 in den Kriegsdienst eingezogen wurde. Der erste Weltkrieg brachte die „Musikkapelle“ – so wird die Formation jetzt offiziell seit 1895 genannt – wie die übrigen des Landes fast zum Erliegen. Gründe und Gelegenheiten zum Feiern gab es kaum.

Gegen Ende des 1. Weltkrieges war es dann Michl Sellemond vom Ziernfelderhof (1893-1978), der versuchte das Musikleben im Dorf wieder auf die Sprünge zu helfen. 1921 übernahm dann sein Bruder Alois Sellemond die Kapelle, der diese dann über 40 Jahre lang leitete. In dieser Zeit entwickelte sich die Musikkapelle weiter und etablierte sich als fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Feldthurns. Traditionelle Auftritte bei kirchlichen und weltlichen Festen wurden zur Selbstverständlichkeit.

Schwierige Zeiten
Mit der Machtübernahme Mussolinis im Jahre 1922 begann die für Südtirol unsägliche Epoche des Faschismus; harte Zeiten standen bevor. Der Faschismus trachtete mit allen Mitteln, die Kapellen in den Dienst der Partei und des Staates zu stellen. Die Kapellen, die sich dem faschistischen Diktat nicht unterstellten, wurden mit Auftrittsverbot belegt oder gar aufgelöst. Die Musikkapelle Feldthurns war eine der wenigen Kapellen im Eisacktal, die ihre Tätigkeit unter dem Faschismus nie einstellen musste – sicherlich dem Verdienst und der Diplomatie des Kapellmeisters Alois Sellemond zu verdanken. Die Kapelle nahm sogar an Größe zu: Weist 1920 die Kapelle 26 Musikanten auf, so stellten sich 1938 ganze 32 Musikanten dem Fotografen.

Die Kapelle musste sich Ende der 1920er Jahre der „Opera nazionale del dopolavoro“ anschließen, und sie wurde verpflichtet, Musikstücke wie den „Marcia reale“, „L’inno ufficale del dopolavoro“, die „Giovinezza“, die Staatshymne „Fratelli d’Italia“ und viele andere einzustudieren – zumindest wurden die Noten kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Feldthurner Musikanten hatten anscheinend keine großen Probleme mit ihrem „Podestà“ und den Behörden – lediglich der Hutschmuck (ein Adlerflaum) durfte je nach Laune derselben oft nicht, dann wieder doch getragen werden. Man besaß damals keine Tiroler Tracht, die Kleidung ähnelt eher einem bäuerlichen Sonntagsanzug, dem die faschistischen Machthaber nichts entgegenzuhalten hatten.

Eine nächste Gefahr drohte der Musikkapelle durch die Option. Von den 32 Musikanten des Jahres 1938 optierten 27 für Deutschland, nur fünf zeichneten als Dableiber. Einige nicht bekannte Umstände und der Einmarsch Hitlers im Jahr 1943 verhinderten Optanten an der Auswanderung. Nur so ist zu erklären, dass bereits 1946 wieder 33 Musikanten auftreten konnten. Am 1. Jänner 1976 würdigte der damalige Bürgermeister Dr. Anton Dorfmann in einer Neujahrsansprache auf dem Kirchplatz die Musikanten der Jahre 1919 bis nach 1945, indem er betonte: „Sie waren es, die das Bindeglied zwischen der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und jener nach dem 2. Weltkrieg hergestellt haben. Sie haben in einer Zeit, in der alles gegen uns war, Volkstumswerte und Tradition hochgehalten."

Wiederaufbau und Beginn der Erfolgsgeschichte
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau der Musikkapelle. Mit großem Engagement wurden neue Instrumente angeschafft (Umstellung von der Wiener- oder hohen Stimmung auf die „Normalstimmung“) und junge Musiker ausgebildet. Eine wichtige Entscheidung dürfte ebenso 1959 oder spätestens 1960 getroffen worden sein: die Hebung der Musikkapelle auf eine solide Verwaltungsbasis. Seit 1961 wird ein Mitgliederbuch geführt. Weiters erscheinen nun jährlich genaue Berichte zur Jahreshauptversammlung und die chronologische Aufschlüsselung der Jahrestätigkeit.

1961 übernimmt Johann Kerschbaumer (Gasser Hans) den Dirigierstab und Alois Sellemond wurde zum Ehrenkapellmeister ernannt – letzterer starb 1976. In den 60er Jahren machte sich die Musikkapelle auch im Ausland einen Namen. Die Statistik der Auslandsfahrten zeigt dies deutlich auf. Stammgast war man z.B. in Dortmund oder auch in Karlsruhe. Ein junger Kapellmeister, eine veränderte politische Situation und bessere Verkehrsbedingungen eröffneten eine Tätigkeit auch außerhalb der eigenen Landesgrenzen.

Auch die neue Böhmische, die 1965 gegründet wurde, erlebte einen fast unglaublichen Aufschwung. Organisatorische Leiter (Obmänner) waren zu dieser Zeit Josef Krapf und ab 1972 der amtierende Bürgermeister Dr. Anton Dorfmann. Unter seiner Obmannschaft und unter der überaus dynamischen Leitung von Kapellmeister Hans Kerschbaumer konnte die Kapelle ihren Höhenflug weiter fortsetzen. So war die Musikkapelle Feldthurns eine der ersten im Lande, die in den Jahren 1978 und 1980 von der CBS-Wien zur Herausgabe von zwei Langspielplatten unter Vertrag genommen wurde.

Weitergabe des Feuers
Seit 1990 hat die Kapelle in Eduard Gamper einen dynamischen Kapellmeister. Dank seines unermüdlichen Einsatzes, des enormen Fachwissens und seiner pädagogischen Fähigkeiten ist es ihm in guter Zusammenarbeit mit dem damaligen Obmann Konrad Delueg gelungen, die Musikkapelle auf ihr heutiges Niveau einer ausgezeichneten Oberstufenkapelle zu bringen. Seit etwa 2008 wagt sich die Kapelle erfolgreich an die Literatur der Höchststufe heran. Im Jahre 2003 zog die Musikkapelle unter Führung von Obmann Helmut Nitz in ihr neues Probelokal ein. Die Musikkapelle Feldthurns stand von 2006 bis 2014 unter der organisatorischen Leitung von Obmann Gilbert Delueg.

Seit Januar 2015 hat dieses Amt der langjährige Jugendleiter Helfer Johannes übernommen. Die musikalische Leitung obliegt seit November 2011 Kapellmeister Albuin Meraner. Wie jeder Kapellmeister des Landes stand auch er vor der Aufgabe, einen Balanceakt zwischen traditioneller und moderner/exotischer Musik zu schaffen und zugleich eine Ausgewogenheit in der Besetzung der Instrumente zu finden.

Als musikalische Führungskraft obliegen ihm in gleicher Weise der innere Zusammenhalt und die Kameradschaft. In Hinblick auf den Fortbestand der Musikkapelle arbeitet er darauf hin, in der Jugend Interesse und Begeisterung für die Musik zu wecken. Es sind Aufgaben, die leicht auszusprechen, aber oft schwer durchzuführen sind. Hier muss ständig gegen alle möglichen Privatinteressen und modernen oder nicht zielführenden Bestrebungen entgegengewirkt werden. Die nachkommenden Kapellmeister werden voraussichtlich ebenso diesen Aufgaben stellen müssen.